Das Silbergeschenk
Im Jahre 1600 am Tage St. Peter und Paul ward ein armes Mädchen aus Brauna von ihren Eltern ausgeschickt, um Holz zur Feuerung zusammenzulesen. Es war eine grimmige Kälte, und das Mädchen sputete sich gewaltig, wieder nach Hause zu kommen.
Mit einer schweren Last beladen trat sie den Heimweg an, allein es erhob sich auf einmal so ein gewaltiges Schneegestöber, dass sie keinen Schritt vor sich sehen konnte. Dadurch kam sie aber von ihrem Wege ab, allein als sie von dem rechts auf dem Wege von Kamenz nach Schwosdorf liegenden Berge ein Licht schimmern sah, ging sie darauf los, und hier trat ihr ein kleines Männchen in den Weg, welches sie fragte, was sie da trage und wo sie hinwolle.
Auf ihre Klagen wegen ihrer Armut antwortete er damit, dass er ihr befahl, ihm zu folgen, vorher aber ihren Korb leer zu machen. Sie kletterte ihm nun den Berg hinauf nach, und als sie oben angekommen war, sah sie wie aus einer Öffnung des darauf liegenden gegen 5 Ellen hohen Steinklumpen bei einem hellen Feuer eine Menge Silbermünzen heraussprangen.
Hier schüttete ihr das Männchen selbst ihren Korb aus, und befahl ihr, denselben mit dem Silber anzufüllen, und als sie sich anfangs weigerte, weil sie das Männchen für einen bösen Geist hielt, füllte es selbst ihren Korb mit den Silberstücken, half ihr denselben auf den Rücken, und brachte sie bis an das Haus ihrer Eltern.
Als sie nun im Dorfe von ihrem gehabten Glücksfalle erzählte, da zogen die Bauern in Masse hinaus, um ebenfalls nachzugraben, allein keiner fand etwas, und so hörte das Wallfahren der Habsüchtigen dahin bald wieder auf.